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Michael Brückner: The Morphic Cycle (Review)

Artist:

Michael Brückner

Michael Brückner: The Morphic Cycle
Album:

The Morphic Cycle

Medium: Download/Do-CD
Stil:

Elektronische Musik

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 143:39
Erschienen: 22.09.2023
Website: [Link]

Was gibt es eigentlich Neues von MICHAEL BRÜCKNER zu berichten?
Aber klar doch: Es bleibt alles beim Alten!
Und genau das wird alle Freunde guter elektronischer Musik, die KLAUS SCHULZE und die Berliner Schule im bleibenden Gedächtnis und den Elektronik-affinen Ohren behalten möchten, hoch erfreuen.
Das alles ist kein großes Geheimnis mehr, auch wenn er im Rahmen dieser Konzept-Doppel-CD „The Morphic Cycle“ eins daraus macht, indem er diese mit „A Secret (Part 1)“ eröffnet.

Es bleibt trotzdem kein großes Geheimnis, dass Brückner auch auf seinem aktuellen 2023er-Album, das schon langsam an der 100 kratzt, wenn man alle Veröffentlichungen des deutschen Elektronik-Tüftlers zusammenzählt, zu den Klassenbesten der Berliner Schule gehört, die sich immer wieder mit interessanten und zugleich nostalgischen Elektronik-Klang-Sphären hervortun, die jeden Freund dieser Musik durchaus zu begeistern oder mindestens zu gefallen wissen – genauso wie bei den fast 145 Minuten auf „The Morphic Cycle“.

Gewohnt sehr dunkel und traumwandlerisch schleicht sich das Album ins Ohr mit einem sich oft wiederholendem Schlagrhythmus, der die sich mal entspannt oder auch mal ausgelassen schwebenden Electronics, welche wie flatternde Vögel umherschwirren, grundiert und mitunter den Hörer (besonders unter Kopfhörern) regelrecht 'hypnotisiert'.

Das hat aber nichts mit Langeweile oder Esotherik-Ambient-Geschwurbel zu tun, denn Abwechslungsreichtum wird diesmal, trotz all der Molllastigkeit hinter „The Morphic Cycle“, wieder großgeschrieben.
So begegnen uns mal dunkle Trommelklänge, dann wieder verfremdete Sprachfetzen oder Naturgeräusche und immer wieder auch vom elektronischen Berliner-Schul-Grundton abweichende akustische Passagen, wie ausgiebige, (beinahe ausschließlich) solistische Klavierausflüge, um oft, dem typisch BRÜCKNERschen Trademark entsprechend, mit sphärischen, mitunter lang ausgebreiteten, flächigen Synthie/Key-Intros ein- oder entsprechenden Outros ausgeleitet zu werden.

So wird CD 1 – im Rahmen des kompletten Doppel-CD-Konzept-Albums – wortwörtlich eine besonders geheimnisvolle, denn schließlich enthält sie gleich drei alles umrahmende „Secret“-Stücke, die als Part 1, 2 und 3 allein schon auf knapp 30 Minuten Spielzeit kommen, bis dann „Istara“ mit einer guten Viertelstunde Laufzeit sowie fast schaurig anmutenden Sprachsamples den ersten Silberling abschließt.

Die zweite CD weckt anfangs durch ihre stärkere Dynamik und elektronische Melodiösität deutlichere Erinnerungen an TANGERINE DREAM, welche allerdings mit der Zeit erneut in die dunkleren Gefilde abdriftet, in denen ein Herr Schulze IRRLICHTert.

Besonders auffällig diesmal spezielle Klavierpassagen, die einen weg von der elektronischen hin zur klassischen Musik entführen, besonders beeindruckend auf „Claudette“, einem mit sieben Minuten fast kurz ausgefallen Stück, das sich aber deutlich aus den vielen Longtracks, die sich zwischen 10 und 27 Minuten bewegen, durch seine filigrane, zerbrechliche und akustische Wirkung erhebt.

Da allerdings alle Übergänge zwischen den elektronischen Epen des gesamten Doppel-Albums fließend sind, wirken beide CD's von „The Morphic Cycle“ tatsächlich wie im Fluss – und halten den im Album-Titel beschworenen Kreis(lauf) aufrecht – der einmal nur durchbrochen wird: Wenn man die CD's wechselt.

Sehr finster und atmosphärisch düster-geheimnisvoll geht die Doppel-CD dann mit „The Morphic Cycle (Part 2)“ zu Ende und bestätigt noch einmal den intensiven Hang zu den SCHULZEschen Key-Klangwänden, die das Album bereits eröffneten.
In diesem Sinne schließt sich perfekt der Kreis, innerhalb dessen Umfeld musikalisch wirklich viel passiert (und auch der voluminös-warme Sound ideal der musikalischen Elektro-Struktur angepasst ist), was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass Brückner hier ein extrem breit aufgestelltes Musik-Equipment auffährt, das wir hier noch für alle Electronic-Freaks und -Fans einfach mal im vollen Umfang aufführen wollen:

Waldorf Blofeld (Desktop)
Behringer Deep Mind 6
Behringer Model D
Korg Z1
Korg 05R/W
Elka Solist 505
(the virtual synths and samplers of) Propellerhead Reason
Cherry Audio Voltage Modular
Cherry Audio CA2600
Cherry Audio GX-80
Cherry Audio Eight Voice
U-HE Hive 2
M-Audio Oxygen Master Keyboard (for controlling the Blofeld, Model D and Korg 05R/W)
Yamaha CBX-K1XG Master Keyboard (for playing virtual instruments)
Arturia Keystep Pro (for sequencing virtual instruments)
T.C. Elecronic M350 Reverb/Delay
T.C. Elecronic MojoMojo Overdrive Pedal
T.C. Elecronic Gauss Band Delay Pedal
T.C. Elecronic Flouresence Shimmer Reverb Pedal
Boss RC1 Loop Pedal
LenovoT61 ThinkPad Laptop (for hosting Reason / virtual instruments)

Fassen wir also auch unter diesem an Equipment reichen Blickwinkel zusammen: Verfremdete Sprachsamples oder an (Holz-)Blasinstrumente erinnernde Klänge lockern den Sound hinter diesem ellenlangen Doppel-Album immer wieder auf, setzen neue Reize und umgehen so den Hang, sich zu sehr in langgezogener Synthi-Key-flächiger Eintönigkeit zu verlieren, selbst wenn die Stimmung durchgängig ihre dunkle Molldominanz beibehält.

Natürlich kennen wir das alles schon nur zu gut von KLAUS SCHULZE und TANGERINE DREAM – besonders von deren frühen, noch heute als richtig gut empfundenen Alben.
Eine Tradition, die (auch vom extrem umfangreichen Veröffentlichungsausstoß her) MICHAEL BRÜCKNER konsequent fortsetzt, der diesmal auf „The Morphic Cycle“ die meisten Tracks live während zweier Streaming-Events in seinem kleinen Heimstudio bei Mainz (Deutschland) aufgnahm: 'Morphic Resonance - Episode 27' im April 2023 (Tracks 2 - 7, und Teile von Track 1) und 'Cyclical Fest 2022' (Tracks 9 - 11). Track 1 (eine Studioaufnahme) und 8 (eine weitere Live-Aufnahme) stehen in engem Zusammenhang mit dem 'Morphic Resonance'-Konzert, beide wurden während der Vorbereitungen zu diesem Konzert aufgenommen. Die Tracks 12 und 13 wiederum waren ursprünglich eine Live-Improvisation, bei der nur der Behringer Deep Mind 6 und ein einfaches Boss-Looping-Pedal zum Einsatz kamen, wurden aber später im Studio editiert und bearbeitet. Um den Kreis zu schließen, verwendet Track 11 einige der Sounds, die Track 1 einleiten...

Da muss einem Freund der Berliner-Schul-Musik wirklich nicht bange werden, dass mit dem Tod der drei ganz großen Schulmeister Schulze/Froese/Göttsching auch ihre Musik in Gegenwart und Zukunft mit stirbt, so lange sich elektronische Musik-Leidenschaftler und -Könner wie MICHAEL BRÜCKNER konsequent und auf einem so hohen Niveau diesem musikalischen Genre, das längst weltweit höchste Anerkennung genießt, weiterhin annimmt.
Noch dazu legt Brückner viel Wert auf eine ansprechende Gestaltung seiner CD's, die ein echter Hingucker sind und selbstverständlich ebenso Erinnerungen an die allerfrühsten Schulze-Alben wie „Irrlicht“, „Cyborg“ oder „Timewind“ wecken.

FAZIT: Elektronische Musik, die über unsere Ohren direkt in den Blutkreislauf geht, der dem Album schließlich seinen Titel verlieh. Auch wenn das Blut bei „The Morphic Cycle“ von MICHAEL BRÜCKNER, dem Meisterschüler direkt aus der Berliner Schule, nicht in große Wallung gerät, so achtet „The Morphic Cycle“ auf den beständigen, oft beruhigenden, aber auch stetig sich den dunklen Momenten zuwendenden Fluss, der uns und alle kosmischen, besonders die leider schon verstorbenen Giganten (Schulze/Froese/Göttsching), auch weiterhin auf hohem Niveau am Leben hält!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2737x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 (73:44):
  • A Secret (Part 1)
  • Your Life
  • A Secret (Part 2)
  • Modular Resonance
  • Glimpse Of Hope
  • The Wall Of Dreams
  • A Secret (Part 3)
  • Istara
  • CD 2 (69:55):
  • Dystopia Ascending
  • Claudette
  • Still Dreaming
  • The Morphic Cycle (Part 1)
  • The Morphic Cycle (Part 2)

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